Jemand fragte mich, wie ich bloß auf die Idee von »Der Pakt« gekommen bin.
Die Idee kam mir, als ich vollkommen am Boden war. Ich zog von der ligurischen Küste zurück in die Schweiz und landete in einem kleinen Häuschen im Thurgau – es war für mich die Hölle auf Erden, was ich im dritten Band von »Keine Lust zum Sterben« beschreibe.
Der Februar erwies sich als kältester seit Jahrzehnten – im Schlafzimmer gab es keine Heizung – und die Fenster im Wohnzimmer waren so alt, dass es hineinzog. Dann fror mir die Leitung zum Bad ein. Als ich den Sanitär anrief, meinte der grinsend – zumindest hörte es sich an, als grinse er am Telefon: »Stellen Sie sich hinten an, jeder Sanitär ist für die nächsten zwei Wochen wegen eingefrorener Leitungen ausgebucht.«
Das war das Sahnehäubchen, ich war endgültig am Boden – Schachmatt. Eingehüllt in Decken, Handschuhen und Wollmütze, hockte ich mich an den Computer und nahm mir vor, mein Elend einem neuen Roman zu übergeben. Vor meinem geistigen Auge sah ich eine schwerst misshandelte Frau, deren Ehemann mehr und mehr in den Wahnsinn abdriftete.
Nachdem er sie ein weiteres Mal zusammengeschlagen und vergewaltigt hat, wacht Anny in der Nacht auf und sieht den Teufel vor ihrem Bett stehen, der ihr einen Pakt vorschlägt. (Der Roman sollte dermaßen blutig und brutal werden)
Soweit so gut. Doch als ich die Augen schloss und mir diese Höllengeburt vorstellte, sah ich nicht den Teufen, nein, da stand eine sehr, wirklich sehr alte Hexe vor Annys Bett und lächelte schelmisch. Cassandra Saltimo, so stellte sie sich vor, hatte sich einfach in mein Skript gedrängt und war partout nicht willens, sich vom Acker zu machen. O–kay, dachte ich, wollen mal sehen, was sie zu sagen hat.
Das Ende des Liedes, anstelle eines blutigen, brutalen Romans, entstand eine Komödie. Zwei Wochen hockte ich mit einem Lächeln vor dem Computer und haute in die Tasten.
Ich am Boden? Nein, es ging mir fantastisch, abgesehen von der Kälte und dem Verlust des Wassers im Bad. Ich lachte viel in dieser Zeit und konnte es gar nicht erwarten, mich am Nachmittag an den Computer zu setzen und herauszufinden, wie es weiter geht. Nach nur zwei Wochen war der Roman fertig und mit dem letzten Tastenschlag stand dann sozusagen auch der Sanitär vor meiner Tür.
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