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  • AutorenbildJill Grey

HIV Diskriminierung?

Jemand fragt mich, ob ich heute noch das Gefühl habe, wegen meiner HIV Infektion diskriminiert zu werden? Die Antwort ist ein klares Nein, mit einem kleinen Ja in Klammern. Zum Nein: Ich lebe in einem Bergtal, wo es im Telefonbuch vorwiegend vier Geschlechter gibt und gehe offen mit dem Thema um – kein Problem, nicht den Hauch von Diskriminierung.

Zum Ja: Ich war lange bei einem Zahnarzt, der mir sagte, dass HIV Leute oder Menschen mit Hepatitis nur zu Randzeiten behandelt werden dürfen. Sprich, es gibt pro Woche nur 5 Termine. Sehr bescheiden. Ich habe diverse Male nachgefragt, ob das denn in der ganzen Schweiz so sei? Die Antwort: Ja, das sei Gesetz. Als mir mal der ganze innere Teil eines Zahns abgebrochen ist, musste ich zwei Wochen warten, weil keine Randzeit frei war – bei jedem Einatmen draußen glaubte ich, der Nerv macht einen Handstand – das war ein Gefühl der Diskriminierung und hat mich an die 80`Jahre erinnert. Davon berichte ich in meiner Biografie: Keine Lust zum Sterben.

Meine Nichte, sie arbeitet bei einem Zahnarzt, klärte mich dann auf: »Das ist Schwachsinn, jeder Patient wird so behandelt, als hätte er eine Krankheit ins sich, ergo wird nach jedem Patienten alles desinfiziert!« Ach ja? Ich rief in einer anderen Praxis an und hallo, jetzt kann ich zum Zahnarzt, wann immer ich will – wobei das Wort »will« nicht zutreffend ist, ich hab panische Angst vor den Besuchen.

Ob ich wütend war, dass ich belogen wurde? Nein, es hat mich verletzt. Wütend war ich auf mich selbst, meine Naivität, dass ich alles klaglos runterschluckte und offenkundig noch lernen muss, mich nicht leiden zu lassen und für mich einzustehen.

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