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AutorenbildJill Grey

Ihr Geschichten kommet …

Ich wurde einmal gefragt, wie ich zu den Geschichten komme. Die Antwort lautet: Die Geschichten kommen zu mir.

Mein neuster Roman »Die letzte Schlacht auf Erden« wurde als vierter veröffentlicht. Er war jedoch der Erste, den ich geschrieben habe. Ich lebte damals an der Ligurischen Küste in Italien – ausführlichere Berichte in meiner Biografie – und quälte mich in meinem kleinen Büro durch diese Biografie. Die Durchhänger kamen so regelmäßig wie die Moskitos im Sommer, wie könnte es anders sein, muss man jeden Tag kniehoch durch den Klärschlamm der Vergangenheit waten.

Eines Morgens lief ich mit den Hunden auf den Berg und blickte hinunter zum Meer. Ganz nebenbei suhlte ich mich im Selbstmitleid beim Gedanken an den Durchhänger, der mich seit Tagen begleitete.

Dann, urplötzlich, tauchte eine Figur in meinem Geist auf, gefolgt von Bildern und einem Dialog. Was war das? Ich würde sagen der Beginn einer Geschichte, kam postwenden die Antwort.

Voller Vorfreude stieg ich den Berg hinunter und hockte mich am Nachmittag an den Computer, öffnete ein jungfräuliches Word Dokument und schrieb den Satz genauso nieder. Wie mit jedem Roman hatte ich keinen Schimmer, wie es weitergehen sollte. Doch fortlaufend traten – wie bei einem Casting – neue Figuren in meinen Geist auf, während sich Handlungsstränge bildeten.

Jeden Abend, wenn ich mich ins Bett legte, fragte ich mich »Wie wird es weiter gehen?« Ich konnte es kaum erwarten, am nächsten Tag in die Tasten zu hauen, um zu erfahren, welche Wendung die Geschichte nahm, was aus meinen Figuren werden würde, die mir stetig mehr ans Herz wuchsen.

Als das Manuskript an die 300 Seiten umfasste, dachte ich: Okay, du solltest allmählich zu einem Ende kommen. Was die Frage mit sich zog: Soll Johanna das Kind gebären, welches die Menschheit in die Finsternis führen wird? Und soll ich die Menschheit überleben lassen?

Fundamentale Fragen, die, wie ich feststellte, keinesfalls zwischen zwei Tassen Kaffee entscheiden konnte. Insofern legte ich den Roman in die virtuelle Schublade, wo er knapp ein Jahr verweilen mussten. Dann traf ich eine Entscheidung.

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